Der Schweizerische Nutzfahrzeugverband ASTAG setzt sich für die Interessen und Anliegen des Strassentransports und des Transportgewerbes ein. Vizedirektor Gallus Bürgisser betont, dass das Gewerbe systemrelevant ist. Umso wichtiger ist es, auf die unterschied- lichen Herausforderungen einzugehen und adäquate Lösungen auszuarbeiten.
Ein Blick auf die Website der ASTAG verrät es bereits: Der Verband ist äusserst vielseitig tätig. Gallus Bürgisser erzählt von seiner Tätigkeit – «viele Besprechungen!» – und davon, was die ASTAG alles macht. Zusammengefasst: «Wir setzen uns für unsere Mitglieder ein.» Und das bedeutet eben allerlei. Als Branchenverband geht es ihnen darum, die Interessen der Mitglieder zu vertreten, sie zu informieren und Wissen zu vermitteln. Das tun sie etwa mit Beratung zu allen Fachthemen, die für die Branche relevant sind, mit Kursen und Lehrgängen sowie mit klassischem Lobbying. Aber auch mit vielen anderen Diensten. Gallus Bürgisser, der seit 25 Jahren beim Verband ist, findet eine bildliche Beschreibung: «Wir bieten unseren Mitgliedern eine Art Kochbuch, in dem sie alles finden, was sie brauchen – etwa Checklisten, Regeln oder Weiterbildungen.» Der Verband ist stark politisch geprägt. «Die Mitglieder erwarten von uns, dass wir uns für vernünftige Rahmenbedingungen einsetzen.» Das machen sie zum sowohl in der Verkehrs- als auch in der Energie-, Umwelt- und Klimapolitik oder im Bereich Arbeitssicherheit.
Systemrelevante Branche mit Herausforderungen
Die Strassentransportbranche ist systemrelevant, das hat man während der Pandemie ge- merkt, betont Bürgisser. «Ohne sie hätten wir kein Toilettenpapier mehr gehabt.» Und trotz- dem: Man kümmert sich zu wenig darum. «Alle brauchen einen Lastwagen, aber niemand will ihn. Das ist eine Herausforderung!» Und nur den Wenigsten ist bewusst, dass alles, «was auf dem Tisch oder im Regal landet, einmal in einem Lastwagen war.»
Die Berufsbildung ist unter anderem eine der wichtigen Aufgaben des Verbandes. Und so ist auch der Fachkräftemangel ein zentrales Thema bei der ASTAG, welcher von den Fahrerinnen und Fahrern bis hin zur Betriebsleitung merkbar ist. Die Zahl der lernenden Strassentransportfachmänner und -frauen steigt zwar, ist aber immer noch zu tief. «Momentan bilden wir jährlich ca. 300 Fachkräfte aus. Benötigt werden aber 6.000 bis 7.000. Die Branche lebt von den Quereinsteigern.» Und wie holt man die jungen Leute in den Lastwagen? Einerseits ist es unerlässlich, auf die Bedürfnisse der neuen Generation einzugehen – etwa bezüglich Teilzeitmöglichkeiten. Andrerseits wirbt der Verband damit, dass der Beruf krisenresistent und systemrelevant ist, viel Selbständigkeit bietet und grosse Verantwortung mit sich bringt. «Und es sind coole Fahrzeuge», so Bürgisser schmunzelnd.
Revisionen und Veränderungen
2025 gibt es wieder eine Revision der Grundbildungen. Dort spielen sicher alternative An- triebssysteme eine grosse Rolle, so Bürgisser. Die Ausbildung ist vielseitig – nicht nur Lastwagenfahren. «Man lernt, wie die Logistik funktioniert, wie die Ladung gesichert werden muss, und wie man mit Gefahrengütern umgeht. Auch die Staplerprüfung gehört zur Ausbildung und, dass man einfache Defekte am Lastwagen selbst reparieren kann.»
Die Fahrweise wird auch immer autonomer und sich somit stark verändern. «Sobald wir in der Schweiz so weit sind, dass der Fahrer zwar noch im Auto anwesend sein muss, aber während der Fahrt Zeitung lesen kann, wird das grossen Einfluss auf die Branche haben.» Aber davon sind wir wohl noch ein gutes Stück entfernt, auch wenn sich die Entwicklung dahin bewegt und heute sogar schon erste Testreihen laufen. Trotzdem ist die Sorge, dass es in der Zukunft keine Chauffeure und Chauffeurinnen mehr braucht, nicht begründet.