Herr Schüpbach, worauf ist Ihr Architekturbüro spezialisiert?
Auf die Planung und Realisierung von Gebäuden für Bus, Truck und Trailer. Das ist unser Metier.
Wie kam es dazu?
Nach der Gründung unseres Architekturbüros vor etwa 28 Jahren beauftragte uns SCANIA (Schweiz) AG mit dem ersten Umbau einer LKW- und Bus-Werkstätte in Echandens VD. Durch den gelungenen Umbau und weitere Aufträge «leckten wir Blut» und entdeckten ein neues, hochinteressantes Architektur-Geschäftsfeld. Schnell verliessen wir den klassischen Wohnungsbau und spezialisierten uns auf Industrie-Architektur. Wir durften für Bauherren aus der ganzen Schweiz komplexe Projekte planen und ausführen. Wir stellten fest, dass wir «Benzin im Blut» hatten, und entwickelten eine grosse Leidenschaft für diese Art Projekte. Unser Architekten-Team wurde zu Bus- und Lastwagenfans.
Wofür steht Ihr Architekturbüro?
Uns zeichnet aus, dass wir für die Bauherrschaft prozessorientiert und optimiert arbeiten. Alle Arbeitsprozesse, die in einem Gebäude stattfinden sollen, studieren wir eingehend. Das hat zur Folge, dass wir das Gebäude von innen nach aussen entwerfen und bauen. Wir folgen dem Gesetz des bekannten Architekten Louis Henry Sullivan: Form follows function! Dadurch wird die Gebäudehülle, und damit natürlich auch ihr Aussehen, logisch und lesbar. Das Äussere, die Fassaden zeigen dem Nutzer immer auch die Prozesse und Abläufe im Innern.
Welche speziellen Anforderungen gibt es bei LKW-Garagen?
Zunächst sicher ihr Volumen. Im Vergleich zu einer reinen Personenwagenwerkstätte ist einfach alles grösser und muss dementsprechend dimensioniert werden. Heizung, Lüftung, Klima, alles ist komplexer. Hierfür alltagstaugliche und ökonomische Lösungen zu finden, hat unser Planer-Team immer herausgefordert. Damit die Werkstattabläufe umweltverträglich geplant werden und um eine nachhaltige Bauweise sicherzustellen, ist von Anfang an ein Umweltingenieur dabei. So verhindern wir Fehlplanungen und können die behördlichen Bewilligungsprozesse kurz halten.
Zum Beispiel bei Fahrzeugen mit Alternativantrieb?
Bei batteriebetriebenen Bussen und neu auch LKWs muss beispielsweise ein spezielles Augenmerk auf das Batterie-Handling gelegt werden. Die Anlieferung, Lagerung, Aus- und Einbau sowie die Entsorgung der schweren Zellen müssen durchdacht sein. Dacharbeitsplätze bei Buswerkstätten müssen den Sicherheitsanforderungen entsprechen. Ein Brandschutzkonzept (Evakuationsplatz) von unserem hauseigenen Brandschutzfachmann ist für die Wartung von alternativ angetriebenen Fahrzeugen unabdingbar.
Sie haben bei EvoBus eine 44 Meter lange Fertiggrube von KSU realisiert. Warum?
Die Bautiefe der Werkstätte von 44 Metern entspricht nicht dem Daimler-Standard. Damit die Parzelle optimal ausgenützt werden konnte, wurde dieses Format gewählt. Mit den Argumenten der Flexibilität und Effizienz rechtfertigte sich die überlange Grube. Dank der Anordnung von zwei Bussen hintereinander wird eine Produktivitätssteigerung erreicht. Die Arbeitswege werden so um ein Drittel verkürzt. Auch die Kommunikation in der sehr kompakten Halle ist um einiges besser. Mittlerweile hat sich diese Lösung tatsächlich als ideal herausgestellt. Die Prozesse haben sich bewährt und alle sind sehr zufrieden.
Was war die grösste organisatorische Herausforderung?
Wir hatten Bauherren, Fachplaner und Unternehmer, die koordiniert arbeiten mussten. All diese Leute zusammenzubringen und ergebnisorientiert einzusetzen, alle Schnittstellen im Griff zu haben, das hat uns am stärksten gefordert.
Was war architektonisch herausfordernd?
Alle vom Bauherrn gewünschten Funktionen in einer konsequenten Gebäudestruktur abzubilden. Wir mussten eine einheitliche Formensprache entwickeln, eine Architektur, die durch wahrnehmbare Gleichmässigkeit besticht und nicht den Eindruck eines Durcheinanders erweckt. Ich denke, das ist uns gut gelungen.
Worauf sind Sie nach getaner Arbeit bei EvoBus besonders stolz?
Auf die Reaktion der Leute, die nun im Gebäude arbeiten. Bei einem Znüni mit allen Mitarbeitenden haben wir Rückmeldungen zu den einzelnen Arbeitsplätzen und zum Gebäude insgesamt erhalten. Bis auf einige kleine Wünsche vernahmen wir lauter Komplimente! Die Mitarbeitenden scheinen sich sehr wohl zu fühlen. Cool, lässig, zufrieden, alles funktioniert, Top-Arbeitsplatz, so macht Arbeiten Spass... so die Aussagen. Das macht unser Architekten-Team stolz.
Unabhängig davon, ob sie im Büro oder in der Werkstatt arbeiten?
Ja. Das war auch ein erklärtes Ziel: Sowohl Büromitarbeitende wie auch Mechaniker sollten am Arbeitsplatz eine gewisse Leichtigkeit verspüren. Die Arbeitskulturen sollen verschmelzen und nicht getrennt werden, das war unser Ziel. Es ist deshalb im ganzen Gebäude hell und offen.
Daimler hat uns vertraut und sie wussten, wir arbeiten seriös. Wir halten die Budgets ein, wir kommunizieren offen und wenn mal ein Fehler vorkommt, verbessern wir uns sofort zum Wohle des Bauherrn. Uns zeichnet sicher auch aus, dass wir uns um Dinge kümmern, die nicht zur eigentlichen Kernaufgabe eines Architekten gehören. Gerade im finanziellen Bereich engagieren wir uns sehr, sei es einen Business-Case zu erarbeiten, Arbeitsprozesse und Abläufe zu entwerfen und zu dokumentieren oder zum Beispiel Anlagen eines Lieferanten zu organisieren, der während des Baus in Konkurs geraten ist. Da bietet unser engagiertes Team sicher einige klare Vorteile für den Auftraggeber.
Wir pflegen seit Jahren gute persönliche Kontakte zu KSU. Bei KSU geht es nicht in erster Linie um den «Verkauf». Das Produkt, in unserem Fall die Fertiggruben, wurden massgeschneidert durch KSU geplant und mit dem Vorortsupport eines erfahrenen KSU-Planers auf der Baustelle in Zusammenarbeit mit unserer Projekt- und Bauleitung reibungslos versetzt. Die KSU-Mitarbeitenden sind sehr kompetent und haben unser Team durch ihre jahrelange Erfahrung immer wieder weitergebracht. Das ist Gold
wert. Auch dank ihrer Arbeit und Beratung sind wir da, wo wir heute sind. Das schätzen wir sehr.