Herr Toth, Sie zeigen Autohäusern auf, wie sie ihren Betrieb mit architektonischen Massnahmen verbessern können. Wissen diese das nicht selbst am besten?
Klar, sind das absolute Profis. Doch man wird betriebsblind: Wenn ein Autohaus seit Jahren läuft, dann ist man es gewohnt, dass alles so ist, wie es ist, nimmt vieles für gegeben, das durchaus veränderbar wäre. Ich als Aussenstehender hingegen habe einen unvoreingenommenen Blick. Oft entdecke ich schon beim ersten Besuch Dinge, die verbesserungswürdig sind. Manchmal reichen auch kleine Veränderungen. Das kann eine weitere Türe sein oder ein zusätzlicher Arbeitsplatz. Wir erarbeiten konkrete Vorschläge und in vielen Fällen ein neues Betriebskonzept.
Was muss ein Autohaus heute vorsehen, damit es auch morgen noch konkurrenzfähig ist?
Super wichtig ist der Standort. Dann die zur Verfügung stehende Fläche, die Anzahl Besucherparkplätze. Auch die Zufahrt muss funktionieren. Wir dürfen nicht vergessen: Kunden kommen nicht wegen einer schönen Fassade, sondern wegen dem, was dahintersteckt. Der Kundenkontakt muss menschlich auch stimmen, wenn ein Autohaus bestehen will.
Worin besteht die Daseinsberechtigung eines Autohauses, so wie es heute gedacht und gebaut ist?
Wir hatten während des Lockdowns im Frühjahr die Chance den Onlinehandel bei Neuwagen zu testen. Die Verkäufe liefen weiter, aber nicht wirklich gut. Der Kunde will sein Auto live sehen. Auch mit Blick auf neue Antriebstechnologien, Fahrzeuge werden weiterhin verkauft und müssen gewartet werden. So werden Autohäuser immer ihre Berechtigung haben und sich weiterentwickeln.
Stellen Sie Veränderungen bei den Bedürfnissen der Endkunden fest?
Der heutige Kunde weiss schon sehr genau, was er will, und ist sehr gut vorbereitet, wenn er ein Autohaus betritt. Trotzdem ist auch der Wunsch nach vertiefter Beratung gewachsen, parallel zur Komplexität der Fahrzeuge.
Können Sie uns ein Beispiel geben, was sich für Sie als Architekt in den letzten Jahren verändert hat?
Aurel Toth, Geschäftsführer der AWS Architekten AG in Bern, hat mehr als 30 Jahre Erfahrung im Neu- und Umbau von Autohäusern. Ein Interview über seine Arbeit und die Zukunft des Autohauses. Die Grösse der Autos. Parkplätze waren seinerzeit 2,30 Meter breit, jetzt sind 2,50 Meter zu schmal. Ich empfehle nun bereits Parkplätze mit 2,80 Metern, denn sonst ist das Ankommen und Aussteigen meiner Ansicht nach nicht bequem genug. Die Fahrzeuggrössen verlangen nach mehr Fläche, auch in den Showrooms. Diese Fläche steht nicht überall zur Verfügung. Ich hoffe daher, dass die Autos nicht noch breiter und grösser werden.
Welchen Ratschlag geben Sie Autohäusern, die etwas ändern wollen?
Sie sollen sich unbedingt von Fachleuten beraten lassen. Mindestens bei der konzeptionellen Arbeit. Denn grundsätzlich kann zwar jeder Architekt ein schönes Autohaus bauen, ob dieses dann praktisch ist und allen Abläufen gerecht wird, ist eine andere Frage. Der grosse Aufwand und die Umsetzung vieler Vorgaben seitens der Marken werden auch von Architekten-
Kollegen oftmals unterschätzt. So erhalten wir immer wieder Beratungsaufträge von Architekten, die von unserem Know-how profitieren wollen.